Autor: William Homburg
Datum: 27.11.2022
Kategorie: On Tour
Einführung
Auch dieses Jahr fand er wieder statt – der EBS Law Congress, organisiert und durchgeführt von der EBS Law School in Oestrich-Winkel. In seiner bereits 9. Ausgabe ging es rund um unser Spezialgebiet Legal Tech und die Frage, wie wir das Recht von morgen gestalten. Neben Workshops, einer Karrieremesse und spannenden Vorträgen hatte der Congress aber vor allem eins zu bieten – tolle Gespräche mit all denjenigen, die Legal Tech in ihrem Berufsalltag bereits praktizieren.
Legal Tech bedeutet nicht nur „Tools“ und „Mass Litigation“
Mit der Begrifflichkeit „Legal Tech“ werden zumeist vorrangig zwei Dinge in Verbindung gebracht. Einerseits die Anwendung von Tools zur Automatisierung juristischer Tätigkeiten und das Phänomen der Massenklagen durch moderne Rechtsdienstleister. In einem Workshop der international tätigen Wirtschaftskanzlei CMS Hasche Sigle, vertreten durch den internen Head of Legal Tech, Dr. Frederik Leenen, LL.M., wurde uns anhand eines realen Anwendungsfalls erläutert, wie in einer Großkanzlei der Weg einer Legal Tech Anwendung von der Idee zur Umsetzung aussieht. Dabei wurde uns verdeutlicht, dass es nicht entscheidend ist, so viele Legal Tech Tools wie möglich innerhalb der Kanzlei zu haben. Vielmehr kommt es darauf an, die richtigen, auf die Bedürfnisse der eigenen Kanzlei und Mandanten abgestimmten Tools zu verwenden. All das kann jedoch nur durch ein funktionierendes Zusammenspiel der drei Komponenten Jura, Informatik und BWL gewährleistet werden. Dabei stellen sich besonders folgende Fragen: Ist das Problem juristisch betrachtet zu standardisieren? Können wir die Anwendung technisch realisieren? Wie ist die Kosten/Nutzen-Relation? Vereinfacht und verbessert das Tool unsere Arbeit überhaupt?
Legal Tech als Alleinstellungsmerkmal
Legal Tech kann einen USP – Unique Selling Point – für Kanzleien darstellen. Nicht umsonst waren mit Dr. Pierre G. Zickert (Manager Hengeler Mueller Legal Tech Center) und Dr. Jan Wildhirth (Managing Director Fieldfisher X) zwei weitere Legal Tech Manager aus international tätigen Wirtschaftskanzleien vertreten. Legal Tech ist dabei längst kein Selbstzweck der Kanzleien mehr. Legal Tech Anwendungen haben dort, wo sie eingesetzt werden enorme Auswirkungen auf die Effizienz- und Umsatzsteigerung. Die bereits bestehenden Mandate können zeit- und preiswerter realisiert werden und gleichzeitig entsteht neuer Raum für Mandate, die ansonsten nach hinten gestellt würden. Für die Mandanten bietet Legal Tech folglich finanzielle und zeittechnische Vorteile, zudem wird der Eindruck einer innovativen und fortschrittlichen Sozietät geschärft. Mittlerweile würden Mandanten gar den Einsatz von Technologie voraussetzen, berichteten alle drei Legal Tech Experten von CMS, Hengeler Mueller und Fieldfisher.
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