Autorin: Laureen Eidloth
Datum: 26.06.2024
Kategorie: On tour
Los geht‘s
Am Freitag, den 14.06. ging es für uns wieder auf Tour! Wir sind um 9:30 in drei Autos mit Fahrgemeinschaften Richtung München losgefahren. Die Stimmung war gut und die Vorfreude auf den Tag bereits groß! Angekommen in München ging es für uns zuerst zum Mittagessen zu Hans im Glück! Dort stärkten wir uns und trafen bereits auf sehr viele schottische Fans, die extra nach München zum EM-Eröffnungsspiel angereist waren. Die Stadt war an diesem Tag voll!
Legal Tech – Grenzen und Möglichkeiten in der Praxis
Zu Fuß machten wir uns nach dem Essen auf zu unserer Partnerkanzlei Witzel Erb Backu. Dort waren wir an diesem Tag zu einem interessanten, interdisziplinären Vortrag eingeladen. Drei Anwälte und eine Anwältin erzählten uns, auf ihr Rechtsgebiet bezogen, wo sie Legal Tech Anwendungen bereits nutzen, wo es sinnvoll wäre und wo ihrer Ansicht nach die Grenzen liegen. Herr Dr. Kögel begann mit einer Einführung und berichtete, dass die Kanzlei allgemeine Tools wie Deepl oder beck.online auch nutze. Anschließend ging er auf sein Spezialgebiet – das IP und IT-Recht – ein. Herr Dr. Kögel erklärte, dass der Beratungsaufwand und die -anfragen durch die neu erlassene KI-Verordnung spürbar zugenommen haben. Er erklärte, dass insb. bei Gaming, Verwertungsgesellschaften und Open Source Compliance der Einsatz von KI möglich ist, da diese Fälle oftmals sehr gleich gelagert sind. Eine Grenze stellt jedoch die Auswertung einer individuellen Klage dar. Hier sind die Details und Feinheiten oft so entscheidend, dass die Arbeitsersparnis durch eine KI minimal ist und man als Anwalt am Ende immer für das Ergebnis haftet, auch wenn die KI dieses erstellt hat, weshalb man sowieso noch einmal Korrektur lesen muss. Herr Dr. Kögel erwähnt zudem eine taktische Komponente. Als Anwalt hört man sich zunächst alle Informationen des Mandanten an, fragt dann gezielt nach und entscheidet taktisch, was man vorträgt und was zunächst zurückgehalten wird. Dies kann die KI zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht.
Frau Lenz arbeitet als Anwältin im Familienrecht und brachte uns dies näher. Sie berichtete, dass eine familienrechtliche Beratung oftmals über mehrere Jahre geht. In dieser Zeit sammeln sich viele Daten und Informationen. Zudem geben die Mandanten meist ihre privatesten Informationen preis – hier ist Fingerspritzengefühl gefragt. Die Informationen zu strukturieren ist wichtig und nimmt viele Akten und Zeit in Anspruch. Frau Lenz könnte sich ein Programm vorstellen, dass diese Informationen strukturiert und es einfacher macht, nach gezielten Informationen zu suchen, auch wenn diese schon Jahre zurückliegen. Zudem berichtete sie uns von einem Rahmenprogramm namens WinFam, welches insbesondere Unterhaltsberechnungen vornehmen kann. Die Daten aufgrund derer die Berechnung vorgenommen wird, müssen jedoch selbst eingegeben werden.
Herr Frauenknecht vertrat das Arbeitsrecht. In diesem Rechtsgebiet gibt es bereits heute weite Anwendungsmöglichkeiten für Legal Tech. Insbesondere Arbeitsverträge sind ein Teilbereich, der sich gut automatisieren lässt. Auch ein Vorschlag für eine Abfindungssumme lässt sich gut online berechnen. Ein viel diskutiertes Problem im Arbeitsrecht ist die Frage, ob eine Person abhängig beschäftigt oder selbstständig tätig ist. Eine Großkanzlei hat nun ein Tool entwickelt, welche es einfacher macht die Fälle zu entscheiden und diese anhand eines Ampelsystems ein kategorisiert. Herr Frauenknecht hofft, ein solches Programm auch in Zukunft nutzen zu können. Für das Arbeitsrecht gibt es bei beck.online nun einen ChatBot, welcher arbeitsrechtliche Fragen im Chat beantworten kann.
Herr Oberbörsch berichtete uns über die Relevanz von Legal Tech im Strafrecht. Er erklärte, anknüpfend an seine Kollegen, dass es wichtig ist, mit dem Mandanten im persönlichen Kontakt zu stehen, diese Aufgabe kann nicht von einem Legal Tech Tool übernommen werden. Herr Oberbörsch könnte sich den Einsatz von KI bei der Strukturierung und Aufbereitung der Ermittlungsakten vorstellen.
Ausklang auf der Dachterrasse
Im Anschluss an den Vortrag, wurden wir auf der sonnendurchfluteten Dachterrasse der Kanzlei noch mit einem leckeren Buffet und Getränken empfangen. Auch andere Anwälte der Kanzlei kamen hinzu und wir hatten die Möglichkeit uns auszutauschen, Fragen zu stellen und noch mehr zu erfahren! Es war ein sehr gelungener Abend und ein toller Besuch bei unserer Partnerkanzlei. Im Anschluss machten wir uns mit den Autos wieder auf den Heimweg, um pünktlich zum EM-Eröffnungsspiel in Bayreuth am Unistrand zu sein und beim Sieg der deutschen Mannschaft gegen Schottland mitzufiebern!
Wir bedanken uns herzlich bei Witzel Erb Backu und allen Anwälten für den wertvollen Austausch und den erkenntnisreichen Vortrag!
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