Autor: Jakob Höfler
Datum: 02.07.2023
Kategorie: Projekte
Wie digitalisiert man eine Law Clinic?
Immer mehr Unternehmen beschäftigen sich mit Themen wie Legal Tech und der Digitalisierung von Abläufen im Rechtssektor. Auch Law Clinics sind davon betroffen.
Eine Law Clinic ist eine Organisation, die juristische Dienstleistungen anbietet, die in Zusammenarbeit mit einer Universität oder einer Rechtsschule angeboten werden. Studenten können praktische Erfahrungen im juristischen Bereich machen, indem sie echte Fälle betreuen und rechtliche Beratung anbieten. Law Clinics bieten oft kostenlose oder kostengünstige Rechtsberatung für Menschen, die sich keine Anwälte leisten können.
Auch die Law Clinic Law and Legal in Bayreuth hat sich mit der Frage beschäftigt, wie sie ihre Prozesse digitalisieren kann. Bisher wurden die Beratungsmandate manuell geprüft und den Beratern zugewiesen. Dieser Weg war jedoch umständlich und zeitaufwendig. Aus diesem Grund startete zu Beginn des Semesters in Zusammenarbeit mit Law and Legal der Legal Tech Open Classroom (LTOC). Das Ziel war es, in mehreren gemeinsamen Sitzungen, die No-Code Softwarelösung Bryter zu erlernen und ein Mandatsaufnahme- und Verarbeitungssystem für Law and Legal zu entwickeln.
Die Teilnehmer absolvierten zunächst gemeinsam die Bryter Academy, um die Grundfähigkeiten von Bryter zu erlernen. Anschließend wurden Teams gebildet, die mehrere Wochen Zeit hatten, einen Prototyp für eine Softwarelösung für Law and Legal zu entwickeln.
Als krönender Abschluss fand am 22. Juni 2023 der Hackathon statt, bei dem die Ergebnisse der Teams präsentiert und von einer Fachjury bewertet wurden.
Die Jury bestand aus Konstantin Heilmann von Bryter, Ibrahim Yannik vom Lehrstuhl Zivilrecht III, Dr. Florian Skupin, Referent am Institut für Urheber- und Medienrecht (IUM) und Tobias Görge von Law and Legal.
Die Lösungsansätze
Die Teams präsentierten trotz einheitlicher Aufgabe interessante unterschiedliche Lösungsansätze mit verschiedenen Funktionen und Schwerpunkten.
Das erste Team (Hendrik, Marlon, Jil und William) legte besonderen Wert auf die Benutzerfreundlichkeit des Tools und reduzierte unnötige „Spielereien“. Ihr Tool ermöglichte die Aufnahme und Filterung von Beratungsanfragen sowie deren interne Weiterverarbeitung. Besonders überzeugend war die Anwendung aufgrund ihrer einfachen Bedienung und umfangreichen Funktionen.
Das zweite Team (Max, Paul, Jonas und Lea) beeindruckte nicht nur mit einem umfangreichen Tool, sondern auch mit einer außergewöhnlichen Präsentation. Statt einer klassischen Präsentation nutzten sie einen kleinen Pitch mit Sketchelementen, um das Tool und seine Funktionen vorzustellen. Dabei verkörperten die Teammitglieder verschiedene Rollen wie die des CEO, CTO, COO und brachten so den Zuschauern und der Jury ihr Tool und die Funktionen näher, ein Vortrag, der in Erinnerung bleiben wird.
Das dritte Team (Tim, Lia und Jakob) glänzte mit einem umfangreichen Mandatsaufnahmesystem, das einen Fragenkatalog enthielt, um die Zuordnung der Fälle zu den verschiedenen Fachgebieten zu erleichtern. Zudem verfügte das Tool über eine Funktion zur automatischen Auswahl geeigneter Berater. Der Ressortleiter musste diese nur noch mit zwei Klicks dem Fall zuordnen. Der aktuelle Stand der Fallbearbeitung konnte jederzeit eingesehen und verfolgt werden.
Das vierte Team (Simon, Shania, Bene und Zino) konnte besonders mit ihrem System zur Verwaltung der Fallbearbeitung punkten. Es konnten immer der aktuelle Stand des Falls eingesehen werden, Gutachten und andere Dokumente direkt hochgeladen werden und sogar automatisiert Terminanfragen an den Mandanten geschickt werden. Außerdem konnte auch der Ressortleiter immer überblicken, welcher Berater wie weit in der Beratung fortgeschritten war. Außerdem hatte das Team als einziges den kompletten Bewerbungsablauf eines neuen Beraters automatisiert. Vom Hochladen der Bewerbungsunterlagen bis hin zur Bestätigung der Bewerbung.
Das fünfte Team (Jana, Nathalie und Sebastian) entwickelte eine Anwendung, die besonders im Bereich des Asylrechts hilfreich ist. Oft haben Rechtssuchende Schwierigkeiten, den komplexen Mandatsaufnahmeprozess auf Deutsch zu bewältigen. Das Tool ermöglicht es ihnen, den Fragebogen nicht nur auf Deutsch, sondern auch beispielsweise auf Arabisch auszufüllen. Eine große Hilfe für viele, die sonst keinen Zugang zu kompetenter und kostenloser Rechtsberatung hätten.
Die Gewinner
Nach den Präsentationen zog sich die Jury zurück, um das Siegerteam zu bestimmen. Die Entscheidung fiel nicht leicht, da alle Tools mit ihren Alleinstellungsmerkmalen überzeugten.
Am Ende gewann das Team von Tim, Lia und Jakob in einer sehr engen Entscheidung mit nur einem Punkt Unterschied.
Da die verschiedenen Anwendungen in ihren Funktionen doch so unterschiedlich sind, wird in den nächsten Monaten eine Taskforce von b{u}ilt zusammen mit Law and Legal alle zu einem einzelnen Tool zusammenführen, welches dann am Standort Bayreuth benutzt werden wird.
Als Belohnung für ihre Teilnahme erhielten aber alle Teams von Bryter Preise wie zum Beispiel Socken, Cappies und T-Shirts. Durch das Absolvieren der Bryter Academy erhielten alle außerdem das Bryter Author Onboarding Course Zertifikat, welches ihnen Kompetenzen in der Bedienung und Modulerstellung mit Bryter bescheinigt.
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Bryter, Law and Legal und der gesamten Jury für die großartige Zusammenarbeit sowie einen spanneden LTOC und Hackathon!
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