Digitale Verfahrensdokumentation, KI-Abkommen und LawNet AI - Newsletter vom 16. September 2024 |
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Liebe/r Legal Tech Interessierte,
in dieser Ausgabe berichten wird über das neue KI-Projekt von Dataport und IBM im Bereich der digitalen Verfahrensdokumentation sowie das neue internationale KI-Abkommen. Entdecke außerdem, wie LawNet AI Singapurs juristische Forschung revolutioniert. In unserem Legal Tech Wissens Snack bringen wir dir heute das beA näher.
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Digitale Verfahrensdokumentation: Dataport und IBM präsentieren KI-Projekt für die Justiz
Der Bedarf an digitalen Lösungen im Justizbereich wächst, auch für Gerichtsverhandlungen. Deshalb arbeiten Dataport und IBM an einem KI-gestützten Tool, das eine automatische Transkription der im Prozess aufgezeichneten Inhalte ermöglicht und verschiedene Sprecher korrekt erkennt und zuordnet. Dieses Tool soll vor allem verfahrensbeteiligte Richter, Staatsanwälte und Verteidiger bei der Prozessaufarbeitung unterstützen. Im Rahmen des diesjährigen EDV Gerichtstags (11. bis 13. September 2024) in Saarbrücken wurde die Anwendung der Öffentlichkeit präsentiert und konnte auch getestet werden.
Das Tool nutzt Automatic Speech Recognition (ASR), um Sprache in Text umzuwandeln und die einzelnen Sprecher zuverlässig zu erkennen. Mithilfe von Large Language Models (LLM) ist es möglich, mit dem entstandenen Transkript weiterzuarbeiten, indem etwa Textpassagen zusammengefasst und passende Schlagworte generiert werden. Zusätzlich ermöglicht ein integrierter Chat, dass Nutzer dem System Fragen zum Inhalt stellen und Antworten erhalten.
Durch den Einsatz dieser Technologie wird die oft zeitaufwendige Erstellung von Transkripten erheblich effizienter. Die digitale Dokumentation von Hauptverhandlungen an Land- und Oberlandesgerichten trägt zudem dazu bei, die Anforderungen des Hauptverhandlungsdokumentationsgesetzes zu erfüllen. Als nächster Schritt im Projekt beginnt die Arbeit an einem Minimum Viable Product (MVP). Langfristig soll die Lösung im BSI-zertifizierten Rechenzentrum von Dataport betrieben werden.
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KI, Menschenrechte und Demokratie: Ein neues internationales Abkommen
Am 5. September 2024 unterzeichneten die USA, das Vereinigte Königreich, die EU und weitere Länder das Rahmenübereinkommen über Künstliche Intelligenz, Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Dieses erste international verbindliche Abkommen regelt den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und zielt darauf ab, Menschenrechte und demokratische Werte in der Entwicklung und Anwendung von KI-Systemen zu wahren.
Das Abkommen zielt darauf ab, die Risiken von KI – wie Diskriminierung und den Schutz der Privatsphäre – zu minimieren und gleichzeitig Innovationen zu fördern. Es deckt den gesamten Lebenszyklus von KI-Systemen ab und gibt den Unterzeichnerstaaten einen rechtlichen Rahmen vor, den sie flexibel an ihre eigenen nationalen Bedürfnisse anpassen können.
Obwohl dies einen wichtigen Schritt nach vorne darstellt, bleiben viele Details offen. Die Unterzeichnerländer haben erheblichen Spielraum bei der Ausarbeitung und Umsetzung der Vorschriften, was Bedenken aufwirft, wie einheitlich diese Prinzipien weltweit angewendet werden. Dennoch bietet das Abkommen die Möglichkeit, dass weitere Länder in Zukunft beitreten und sich den Standards anschließen.
Dieses Abkommen ist Teil eines umfassenderen globalen Bemühens zur Regulierung von KI und ergänzt Initiativen wie den britischen AI Safety Summit und den Hiroshima AI Process der G7-Staaten. Mit der Teilnahme von Ländern wie Israel und Norwegen hat dieses Abkommen das Potenzial, eine gemeinsame Grundlage für die globale KI-Governance zu schaffen.
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LawNet AI: Singapurs juristische Forschung revolutioniert durch Künstliche Intelligenz
Das neu überarbeitete LawNet Portal, das von der Singapore Academy of Law (SAL) präsentiert wurde, integriert erstmals generative künstliche Intelligenz, um Rechtsanwälten eine effizientere und präzisere Recherche zu ermöglichen. Diese Weiterentwicklung wurde im Rahmen der jährlichen TechLaw.Fest-Konferenz am 12. September enthüllt und basiert auf einer früher entwickelten KI-Technologie namens GPT-Legal, die in Zusammenarbeit mit der Infocomm Media Development Authority geschaffen wurde. Die Einführung dieses Tools ist ein Meilenstein für die Rechtsbranche Singapurs, die seit Jahrzehnten von LawNet, einer Plattform mit einem umfangreichen Repository von Gerichtsurteilen, Fachartikeln und juristischen Texten, profitiert.
LawNet AI bietet Rechtsanwälten die Möglichkeit, über 15.000 Gerichtsurteile der singapurischen Gerichte zu durchsuchen und zusammenzufassen. Dabei stellt das Tool den Sachverhalt, die rechtliche Bewertung und die Entscheidung der Gerichte prägnant dar, wodurch sich der Rechercheprozess deutlich beschleunigt. Dieser Fortschritt beruht auf einem umfangreichen Trainingsprozess des KI-Modells, bei dem die bereits vorhandenen Singapore Law Reports als Grundlage dienten. Die Integration von generativer KI ermöglicht es, schnell relevante Informationen zu identifizieren und so die Effizienz bei der Fallbearbeitung zu steigern. Trotz dieser Vorteile ist die Technologie nicht frei von Risiken. Wie Kenta Kusano, der Geschäftsführer von LawNet Technology Services, betonte, kann es zu sogenannten „Halluzinationen“ kommen – d. h. zu irreführenden oder falschen Ergebnissen, die die KI erzeugt. Um diese Risiken zu minimieren, hat LawNet AI spezielle Sicherheits- und Vertrauensfunktionen entwickelt, die es Nutzern ermöglichen, potenziell problematische Abschnitte zu identifizieren und die Richtigkeit der Informationen zu überprüfen.
Singapur hat eine neue Ära der juristischen Forschung eingeläutet, die nicht nur auf Effizienz, sondern auch auf Sicherheit und Genauigkeit abzielt. Die fortlaufende Optimierung des Systems durch Nutzerfeedback sowie die parallele Verfügbarkeit der herkömmlichen LawNet-Plattform ermöglichen eine reibungslose Übergangsphase für Anwender. Langfristig wird erwartet, dass LawNet AI die Art und Weise, wie Juristen in Singapur auf juristische Informationen zugreifen, nachhaltig verändern wird. Die kontinuierliche Entwicklung und Verbesserung der KI-Technologie in Zusammenarbeit mit der Rechts- und Technologiebranche lässt darauf schließen, dass LawNet AI zu einem unverzichtbaren Werkzeug für Rechtsanwälte wird – nicht nur in Singapur, sondern möglicherweise auch darüber hinaus.
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Deutschlandweite Veranstaltungen |
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Sep
19
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Legal Tech Day 2024
Format: Präsenz Ort: Berlin
Zur Anmeldung
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Sep
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Coffee Chat – “Mehr Effizienz, weniger Risiko – KI in der Rechtsabteilung”
Format: Online
Zur Anmeldung
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Okt
23
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Konstanz Legal Tech Day 2024
Format: Präsenz Ort: Konstanz
Zur Anmeldung
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Die Abkürzung beA steht für das besondere elektronische Anwaltspostfach. Verwaltet von der Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK), dient es insbesondere Rechtsanwälten der geschützten Kommunikation. Seit dem 01.01.2022 ist es für diese verpflichtend, sämtliche Dokumente elektronisch an die Gerichte zu übersenden. Um einen ausreichenden Datenschutz gewährleisten zu können, werden die Nachrichten mithilfe von Verschlüsselungsalgorithmen verschlüsselt. Bezüglich der Verschwiegenheitspflicht der Rechtsanwälte wird für jede einzelne Tätigkeit, also zum Beispiel für die Arbeit als Angestellter in einer Kanzlei und für die Arbeit als Selbstständiger in der eigenen Kanzlei, ein separates beA erstellt.
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Carolina, Dominik, Isabella, Kerim, Laureen, Lea, René, Scarlett
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Impressum
Bayreuther Initiative für Legal Tech (built) e.V. Universitätsstraße 30 95447 Bayreuth
Vertretungsberechtigung: Paul Matkey, Simon Lobinger, Manuel Nagel
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